In der Lehrveranstaltung werden wir uns mit digitalen Techniken beschäftigen, die der philologischen Arbeit in den Literatur- und Geisteswissenschaften eine elektronische Basis geben. Im Mittelpunkt steht dabei primär der zielgerichtete Umgang mit dem inzwischen wohletablierten freien und für alle gängigen Betriebssysteme verfügbaren Literaturverwaltungsprogramm Zotero. Mit diesem Programm lassen sich alle wesentlichen Aufgaben abdecken, die das literaturwissenschaftliche Forschen und Schreiben begleiten: vom Sammeln und Verzeichnen recherchierter Literatur je nach anzutreffendem Literaturtyp (Buch, Aufsatz, Hochschulschrift, Webseite usw.) über das Organisieren des Materials mittels Schlagwörtern, Notizen und Verlinkungen bis hin zum stilgerechten Zitieren und Erstellen von Bibliografien im Verein mit einer Textverarbeitung. Damit ergibt sich zudem eine Art Referenzpunkt für den Einsatz weiterer Tools und Techniken, die dem Umgang mit Texten eine digitale Grundierung verschaffen, sodass sie in Zotero (und anderen Literaturverwaltungen) philologisch nutzbringend eingebracht werden können. Zu denken ist dabei insbesondere an die Etablierung eines OCR-Workflows zur Zeichenerkennung, an die Konvertierung und Bearbeitung divergierender Textformate (PDF, EPUB, reiner Text, HTML usw.), an den Umgang mit Markupsprachen zur Auszeichnung von Textelementen sowie an die Einrichtung von Archivordnern auf der eigenen Festplatte.
Erwähnt sei noch, dass wir in der Übung zumindest teilweise die auf den Rechnern des IT-Zentrums vorinstallierte freie Virtualisierungssoftware VirtualBox nutzen werden, um parallel zu Windows eine Linux-Distribution (höchstwahrscheinlich openSUSE Tumbleweed) betreiben zu können. Dies ermöglicht uns unter anderem, spezialisierte Software für die Anzeige, Bearbeitung und »Manipulation« von Texten zu verwenden, die uns sonst nicht ohne Weiteres zur Verfügung stünde. Zudem lässt sich auf diese Weise auch zeigen, wie unaufwändig ein Austausch zwischen verschiedenen Zotero-Instanzen auf unterschiedlichen Betriebssystemen bewerkstelligt werden kann. Last not least werden wir uns mithilfe unserer Linuxinstallation auch sehr unterschiedliche Webbrowser vor Augen führen (also nicht nur die üblichen Chrome und Firefox, sondern darüberhinaus LibreWolf, Tor, Brave und Konqueror).
Damit unsere Veranstaltung aber nicht als reine Trockenübung verläuft, werden wir unsere Recherchezeit insbesondere damit verbringen, literatur- und kunstsoziologischen Thematiken im Anschluss an die Arbeiten Pierre Bourdieus nachzugehen. Die Übung kann daher durchaus auch als Einstieg in Fragestellungen der Literaturtheorie und des Umgangs mit literarischen Texten fungieren. Als genuin literarhistorische Anknüpfungspunkte schließlich sollen der Berliner Dadaismus sowie Brechts experimentell-kunstsoziologischer Ansatz (v. a. im Dreigroschenprozeß) dienen.
Allgemeine Schlagwörter: Digital Humanities, Literatur- und Wissensverwaltung, Literaturrecherche, Metadaten, Zitierstile, Textkonvertierung, OCR, Markup, Linux, Literatursoziologie, Literaturtheorie, literarische Avantgarde