Obwohl Linuxvarianten unterschiedlichster Art (in Supercomputern, Serverfarmen, Mobiltelefonen oder eingebetteten Geräten) unseren Alltag in offener oder versteckter Form prägen, wenn nicht dominieren, scheuen viele Menschen immer noch vor dem Einsatz linuxbasierter Betriebssysteme auf ihren heimischen Desktop-Rechnern zurück. Dabei könnten gerade auch die in den Literatur- und Geisteswissenschaften Tätigen von Linux als umfassender freier und sicherer Alternative zu den proprietären Betriebssystemen profitieren, bieten doch linuxbasierte Betriebssysteme mit ihrer Vielfalt unterschiedlicher Arbeitsumgebungen einen fast schon idealen Ausgangspunkt, den Umgang mit Texten und Objekten auf integrierte Weise dem eigenen Arbeitsfluss anzupassen. Da Linux nicht unbedingt als alleiniges Betriebssystem auf PC oder Notebook betrieben werden muss, kann ein Umstieg auch schrittweise oder parallel erfolgen.
In unserer Lehrveranstaltung werden wir zunächst gemeinsam eine der führenden Linuxdistributionen, nämlich openSUSE Tumbleweed, zusammen mit der wohl anpassungsfähigsten Arbeitsumgebung überhaupt, nämlich KDE Plasma, in der Virtualisierungssoftware VirtualBox auf den Windows-Rechnern des IT-Zentrums installieren. In der Folge beschäftigen wir uns dann behutsam nach und nach mit all den Fragen, die das Zusammenspiel von eigenem Arbeitsfluss und Software-Integration betreffen, angefangen beim Komplex Softwareinstallation und -verwaltung über die passgenaue Einrichtung der Tastaturbelegung bis hin zum Einsatz der Kommandozeile bzw. des Terminals.
Einen gewissen Schwerpunkt wird im Verlauf die Nutzung einer elektronischen Literaturverwaltung (Zotero in diesem Fall) bilden, weil sich mit Blick auf dieses zentrale Instrument geisteswissenschaftlicher Arbeitspraxis viele Verfahren zur Einbindung, Umwandlung und Bearbeitung von Texten aller Art demonstrieren lassen. Gerade hier stellen die verschiedenen Linuxdistributionen eine große Menge an Programmen und Tools zur Verfügung, von Kommandozeilenwerkzeugen über Editoren bis zu Textverarbeitungs- und Schreibprogrammen. Eine wichtige Rolle spielen wird, gerade mit Blick auf die hier besonders effiziente Arbeitsumgebung KDE Plasma, die im Vergleich zu anderen Betriebssystemen deutlich höhere Integration unterschiedlicher Programme. Davon kann im Übrigen auch die Erstellung elektronischer (aber auch buchgestützter) Editionen profitieren, eine Thematik, der wir uns ebenfalls eine Zeitlang zuwenden wollen.
Von Anfang an prominent zur Sprache bzw. Ausführung kommen werden gewiss auch die gegenüber Windows oder Mac viel weitergehenden Möglichkeiten, die Arbeitsumgebung ganz an den eigenen Workflow anzupassen: vom Datei- und Fenstermanagement über die sinnvolle Nutzung mehrerer Arbeitsflächen bis hin zur Realisierung und Handhabung der sogenannten Aktivitäten (ein KDE-Plasma-Spezifikum). Letztendlich sollen auch Fragen der ›Ästhetik‹ der Arbeitsumgebung nicht ganz unter den Tisch fallen: warum sollte man die im Vergleich verschwenderischen Angebote zur Personalisierung des Desktops nicht nutzen, zumal dann, wenn sie der Verbesserung des eigenen Arbeitsflusses dienen können?
Neuer Starttermin: 14.11.2023 – Semesterplan wird noch angepasst!